| Der Wind treibt Blätter vor sich her und seine Worte an mein Ohr
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| Und er steht schon länger hier und trägt Vorbeieilenden vor:
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| «Was die da oben sich erlauben, was sich im Verborg’nen tut
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| Man lässt den Steuerzahler glauben, der Fortschritt tut uns gut
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| Deutschland ist 'ne Firma und impfen ist tabu!
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| Merkel ist kein Mensch!», weiß er von Xavier Naidoo
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| Ich stand zwischen all den anderen und lauschte
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| Er war gut darin, Passanten anzuzieh’n
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| Nach zehn Minuten Predigt eine Pause
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| Da stellte ich mich sehr dicht vor ihn hin und sagte:
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| «Hauch mich mal an
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| Das kann doch nicht dein Ernst sein
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| Das kann doch keiner ernst mein’n
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| Hauch mich mal an
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| Ich wäre wirklich überrascht
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| Hättest du nicht vom Schnaps genascht
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| Ich riech' es bis hierher
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| Du stinkst nach Haschisch und Likör!»
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| Der Regen schlägt ans Fenster und sie mir ins Gesicht
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| Sie saß hier wohl schon länger und sie wartete auf mich
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| Doch ich kam ja zu spät und sie deshalb zum Entschluss:
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| Dass wenn ich heute geh', es für immer sein muss
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| Die Sachen schon gepackt, «Da vorne ist die Tür
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| Bevor du sie gleich zuziehst, lass deine Schlüssel hier»
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| Ich stand aufgelöst im Hausflur und ich lauschte
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| Sie hatte sich schon immer gut gestritt’n
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| Nach zehn Minuten Heulkrampf eine Pause
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| Da legte ich ihr den Finger auf die Lippen und sagte:
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| «Hauch mich mal an
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| Das kann doch nicht dein Ernst sein
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| Das kann doch keiner ernst mein’n
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| Hauch mich mal an
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| So wie du hier gerade zeterst
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| Merkt man, dass du ein’n im Tee hast
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| Ich riech' es wie noch nie
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| Du stinkst nach Gras und Mon Chérie
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| Du stinkst nach Gras und Mon Chérie»
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| Die Welt dreht sich um mich, nur der Schlüssel nicht im Schloss
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| Ich wundere mich kurz, da brennt noch Licht im Erdgeschoss
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| Dann ist da schon ein Schatten und schon öffnet sich die Tür
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| Nachts halb drei in Deutschland und Mama steht vor mir
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| In dieser Situation greift meine Superfähigkeit
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| Die Gute-Nacht-zu-Mama-sagen-mini-Nüchternheit
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| Gut artikuliert und ohne Stottern vorgebracht
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| Sie fragt «Wo kommst du her?» |
| und ich sag' «Gute Nacht»
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| Trotzdem riecht sie Lunte, in ihren Augen blitzt der Zorn
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| Mir bleibt kein and’rer Ausweg, nur die Flucht nach vorn
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| Ich sage:
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| «Hauch mich mal an
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| Das kann doch nicht dein Ernst sein
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| Das kann doch keiner ernst mein’n
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| Hauch mich mal an
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| Du denkst wohl, das macht nix
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| Dass du so spät noch wach bist
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| Ich riech' es doch bis hier
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| Ich glaub', die Fahne kommt von mir» |