Sie sieht das Herbstblatt wehen, durch die Straßen hier gehend, New York City
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im September, Sonnenstrahlen aufnehmend.
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Auch ihre Haare verwehen auf den Schal, den sie trägt.
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Es wird langsam frisch, denn es wird langsam spät.
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Auch wenn sie langsam geht, verfliegt die Zeit rasch.
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Wenn sie zwischen den Gedanken mal`nen Blick erhascht auf den Park,
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der den Rahmen ihres Tages erschafft, scheint ihr, als sähe sie die Nähe der
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anschleichenden Nacht.
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Doch vielleicht lieg es daran, was sie fühlt, daran, was sie pausenlos sieht,
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wenn sie die Augen mal schließt.
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Sie hat entschlossen, ihren Weg zu gehen, wegzugehen.
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Die Last zurückzulassen für ein besseres Leben.
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Hat geplant von Anfang an, klar von Anfang an.
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Sie fängt schon bald´nen neuen Anfang an.
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Hat sich getrennt von den anderen, hat abgeschlossen mit noch offenen
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Versprechen und Erwartungen.
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Sie hat sich alles so genau überlegt und zurechtgelegt und zurecht gefreut über
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Chancen und Freuden auf diesem Weg.
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Es ist Zukunft, um die´s ihr letztlich geht.
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Sie will sich selbst erkennen, selber verwirklichen, hat selber gewählt,
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diesen Schritt zu tun.
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Doch zurück in den Park.
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Ihre Gedanken sind abwechselnd klar und schweifen dann ab.
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Denn sie denkt an diesen Tag, dieses eine Mal, als sie ihn irgendwie auf einmal
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sah.
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Warum muss Schicksal so hart sein?
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Sie schmunzelt über sich selbst.
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Warum kann alles nicht so simpel und geplant sein?
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Es war doch nur, um noch mal raus zu gehen und unbeschwert ein letztes Mal die
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ganzen Leute zu sehen.
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Hätte sie wissen können, was dann geschah, wäre sie zu Hause geblieben,
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Telefon ausgemacht, ins Bett und das war´s.
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Zurecht war er unscheinbar.
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Sie kamen sich irgendwie nah.
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All ihre Leute waren gerad´vor´ner Bar.
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Es war schon spät, sie war schon leicht verdreht.
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Es war ein nices Gespräch, frei von üblichen, oberflächlichen, faken Sätzen.
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Wir könn´uns gern setzen.
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Irgendwo zwischen den Sätzen fand man dann ein viel stilleres Plätzchen.
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Es war so sanft wie das leiseste Plätschern, kaum zu bemerken wie langsam die
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Gletscher tauten, Eis wurde zu Bächen.
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Die Zeit flog an den beiden vorüber.
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Die nächsten Tage waren kurz wie Sekunden, dennoch inhaltsschwer wie Bücher.
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Er war ihr Soul-Brother, Soul-Lover, nach ach so kurzer Zeit.
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Doch sie muss gehen in nur so kurzer Zeit.
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Den beiden blieb nur so kurze Zeit.
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Auch wenn man weiß, dass es endet, die Verbindung im Bewusstsein bleibt.
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Er sieht den Herbst beginnen vor den Fensterscheiben, draußen Buchenblätter
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seine Fenster streifen, drinnen seine Blicke weg vom Fenster schweifen.
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Innen in ihm drin, Wind endlos kreisen.
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Sie sprachen über die endlosen Weiten, über äußerlich und innerlich erlebtes
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Reisen.
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Sie war, nein, sie ist für ihn wie Indien:
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So tief, so fern, so nah, so sehr Traum wie wahr.
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Wie schön sie war, schön in ihrer Weise und Art.
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Weise und zart.
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Er spürt wie sich die Nacht ihm nahte.
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Denkt nach über das, was er sah, in ihrem Blick reflektiert sich sein eigenes
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Ich so klar.
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Kann es sein, dass ich nicht Ich war, bevor ich dich traf?
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Oder ist durch dein Fehlen die Leere sichtbarer?
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Wie spät es jetzt wohl ist bei ihr?
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Rechnet zurück, die Sonne spendet wohl noch Licht bei ihr.
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Er hat seit Tagen von ihr nichts gehört.
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Er weiß, sie sucht noch´ne Wohnung, doch was ihn verwirrt, ist, dass sie nicht
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schreibt, schon seit drei oder vier Tagen.
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Drei oder vier Mal am Tag schrieb sie bisher ja.
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Er macht sich selbst ganz verrückt, er lacht, zieht sich zurück von seinem
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Fensterplatz und lässt die Nacht draußen sein und in ihm drin.
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Denn um ihn herum ist das Licht nur ganz leicht gedimmt.
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Er sucht die Nähe von Musik in diesen einsamen Stunden.
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Melodien kreisen ihn ein in ihren einsamen Runden.
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Jedes ihrer Worte war Ton einer Symphonie, wie nie hat er Sinn alleine in dem
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Klingen einer Stimme gefunden.
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Er kommt sich komisch vor bei dem ersten Akkord.
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Glaubt er wirklich mit dem fadenden Klang fliegen die Schmerzen fort?
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Doch er spielt wieder, schreibt ihr vier Lieder.
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Die Harmonie spiegeln ihre Harmonie wieder.
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Doch irgendwo ist die Spannung zu spüren, zwischen den leidenden Tönen deutlich |
dazwischen zu hören.
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Der Konflikt? |
denn er traf sie nicht als Mann, der frei war.
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Er traf sie als ein Mann, der zu Zweit war.
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Und eigentlich war er glücklich und happy, gar nicht auf Baggern aus,
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Trucker Cappy mit T-Shirt und Baggy.
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Doch wenn man sie trifft, die hinter die Dinge sieht, Fassaden und Mauern
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durchbricht, erkennt, was verborgen im Herzen Inneren liegt!
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Dann will man hilflos und willenlos sein, will sich verlieben.
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Denn wenn nicht, stirbt ein Teil in einem.
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Er teilt in einem Herzen Gefühle für zwei.
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Kein Vor.
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Kein Zurück.
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Er drückt Play und schweigt.
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Für die beiden ist der Herbst nur die Zeit, in der sie sich trafen und
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unbewusst und bewusst für die Sehnsucht entschieden haben.
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In diesen Tagen, den letzten des Sommers, haben laue Winde bereits ganz leise
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geflüstert, was lauert, wenn sie verschwinden.
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Die Kälte, die wir verbinden mit dem Herbst und auch Winter, ist die Kälte,
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die draußen herrscht und auch Einfluss nimmt auf das Innere.
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Man wünscht sich dann intensiv, dass die Wärme weiterhin bleib, wenn die Angst
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vor Einsamkeit langsam entschleicht, die im Sommer schlief.
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Sie denkt, der Grund aus dem er nicht schreibt, ist vielleicht banal wie Eis
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auf der Strasse und doch so tragisch zugleich.
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Denn obwohl man weiß, dass es da ist, man wünscht sich, es wäre fort und zieht
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Tauwasserpfützen vor, wenn man dem Stürzen so nah ist.
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Sie wagt nicht, zu sehr zu hoffen, doch auch nicht zu sehr zu zweifeln.
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Befreit sich von seinem Einfluss, versucht für dich zu entscheiden.
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Denn beinahe gäbe sie auf, was sie träumte? |
nur um Gewissheit zu haben,
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gewiss zu erfahren, ob sie sein Seien nur träumte.
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Immer weniger schafft sie, Leuten zu leugnen, dass jemand da ist.
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Doch mit jedem Tag ist klarer für sie, dass es nicht mehr klar ist.
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Was war es an diesem Mann, was sie heute noch fest umfasst?
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Seine Nähe kann es nicht sein.
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Seit drei Wochen schon kein Satz.
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Er schweigt in sich selbst, genau wie zu ihr, er friert die Verbindung wohl um
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die Bindung zu konservieren.
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Und erklärt sich selbst, dass er nötiger braucht in der kalten Zeit,
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was sein Geist gefiltert gespeichert hat, als was da ist, vielleicht.
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Er schweift mit dem Blick vorbei an der Buche.
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Ertappt sich selbst dabei, seltsamerweise überall Gleichnisse zu vermuten.
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Er lächelt bei dem Gedanken, er sei wie der Mann da draußen, der die Schönheit
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all des Schnees ignoriert, um die Wege frei zu schaufeln.
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Denn insgeheim will man Eis und liebt, wie es glänzt, aber wenn man´s hat wird
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es einem zu glatt, und es wird verdrängt.
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Und genau das ist die Essenz, denn er sehnt sich nach Feuer, doch wenn es
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brennt, ist die Konsequenz ihm zu viel, er sehnt sich nach Vorher.
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Sie spürt seine Zweifel intuitiv.
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Doch die Fakten sind klar wie Winterhimmel:
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Immer noch kein einziger Brief.
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Sie entzieht ihrer Seele die Nähe, da durch die Lähmung des Wir-Gefühls auch
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Wirrgefühle entstehen.
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Sie kann sich nicht weiter sehen in der Rolle der ständig Hoffenden,
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wird erneut zur Verschlossenen, auch wenn die Wunden offen sind.
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Sie opfert sich nicht weiter für seine Launigkeiten auf, sie hört auf,
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auf ihn aufzubauen, da sein Fundament in der Wärme ihrer Hände taut.
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Er vertraut zu sehr, dass sie wartet auf ihn.
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Auf dass er sich klar wird.
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Auf dass sein Wille ihr klar wird.
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Auf das, was er sagen wird, auch wenn er es dadurch beendet.
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Doch sie wartet jetzt nicht mehr.
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Sie hat vor ihm für ihn beendet.
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Er wird eines Tages vielleicht erkennen, was er gehen ließ.
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Unschlüssigkeit als Trockenheit, die die Blume vergehen ließ.
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Doch Orchideen haben zehn Leben und kein Gefühl ist umsonst.
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Sie tritt raus in die lauten Straßen New Yorks und spürt, dass der Frühling
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kommt. |