Der Wind hat gedreht, und die Flut kommt herein,
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Dunkelgrau mit einem silbrigen Schein,
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Und über die Mole, da fliegt schon die Gischt,
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Wenn die Welle aufläuft und die Brise auffrischt.
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Mit einem Mal füll'n sich die Priele im Sand,
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Und über den kahlen, verlassenen Strand
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T, eibt der Wind trock’ne Algen und Schaum vor sich her.
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Es ist da, das gewaltige, ewige Meer.
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Auf hellem Türkis tanzen glitzernde Lichter,
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Auf teerschwarzer Brandung weiß schäumende Wut.
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Es hat tausend Farben und tausend Gesichte,
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Im ewigen Wechsel von Ebbe und Flut.
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Erfüllt von Geschichten aus uralten Tagen,
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Beladen mit Spuk und Spökenkiekerei'n,
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Umwoben von Märchen, Legenden und Sagen.
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Wieviele Geheimnisse schließt es wohl ein?
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Wie vielen bedeutet es Leben und Brot?
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Ein paar starke Arme, ein Netz und ein Boot,
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Das braucht’s, damit keiner, je Not leiden muß,
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Das Meer schenkt uns Nahrung im Überfluß.
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Wie vielen bedeutet es Arbeit und Lohn,
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Handwerk überliefert vom Vater zum Sohn,
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Wie viele Seeleute haben ihr Geschick
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Auf Gedeih und Verderb mit dem Meer verstrickt?
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Wieviele Boote und Schiffe mag es wohl tragen,
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Zu dieser Stunde auf dem Erdenrund?
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Und wieviele schlafen, von Stürmen zerschlagen,
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Mit Schätzen beladen tief auf seinem Grund?
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Es ist Kommen und Gehn, es ist Nehmen und Geben,
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Und wie die Gezeiten, unstet wie der Wind.
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Es ist zärtlich nd grausam, ist Tod und ist Leben.
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Und es läßt uns erahnen, wie winzig wir sind.
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Wir bringen ihm einen erbärmlichen Dank.
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Die Pflanzen zerstört und das Seegetier krank,
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Was da kreuchte und fleuchte verendet im Teer,
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Wir, verseuchen das Meer und mißhandeln es schwer.
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Die Ufer verpestet und übel schimpfiert,
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Von Zimmervermietern zubetoniert,
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Von Pissbuden und Imbißständen gesäumt,
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Doch es kommt ein. |
Flut, die das alles wegräumt!
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Und tobend und tosend schlägt es an die Klippe.
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Mit ungebrochener Urgewalt,
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Ich schmecke den salzigen Staub auf den Lippen,
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Nein, das Meer das ergibt sich uns wohl nicht so bald!
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Wie wir es vergiften, mißachten und schänden,
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Wir stören nicht lange sein Gleichgewicht.
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Es wird uns nur abschütteln von seinen Stränden,
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Wir brauchen das Meer doch das Meer braucht uns nicht! |