| In K-Town, tief in Western Germany
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| Zwischen Automarkt und Straßenstrich in der Prärie
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| Steht Gabys Pizza-Palace und da beißt der GI
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| Frank Kowalski aus Fort Worth in seine Pizza Pie
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| Und er trinkt bis ihm der Kopf auf die Theke fällt
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| In K-Town, Western Germany, am Ende der Welt
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| In Texas haben sie zwei Uhr Nachmittag
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| Wie hoch im Westen jetzt der Weizen stehen mag
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| Und über Gabys Pizza-Palace steht der bleiche Pfälzer Mond
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| Und Kowalski ist jetzt endlich total zu und stoned
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| «Fuck the Army», lallt er schwankend und fällt dabei
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| Glatt auf den Knüppel der Militärpolizei
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| Alle Soldaten woll’n nach Haus
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| Alle Soldaten woll’n nach Haus
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| Sie woll’n die Uniform nicht mehr
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| Den Stahlhelm und das Schießgewehr
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| Und auch nicht in den Kampf hinaus
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| Soldaten woll’n nur eins: Sie woll’n nach Haus
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| Bei Potsdam in der russischen Garnision
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| Streicht Igor in marxistischer Tradition
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| Die Kasernenmauer an in lebensfrohem Grau
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| Die Farbe platzt gleich wieder ab, na klar, das weiß er genau
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| Igor fährt Panzer, und wenn er nun den Pinsel schwingt
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| Dann weil sein Schrotthaufen in Friedenszeiten nie anspringt
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| Vielleicht kommt das Ersatzteil eines Tags mit der Bahn
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| An seinem Dorf vorbei, im fernen Eriwan
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| Da sitzen sie jetzt hinterm Ofen und er streicht hier allein
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| Und die Mütze ist so groß und seine Jacke so klein
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| Und das Brudervolk lacht über ihn hinter der Hand
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| Und ihm geht’s wie dem Genossen einst am Wolgastrand
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| Alle Soldaten woll’n nach Haus
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| Alle Soldaten woll’n nach Haus
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| Sie woll’n die Uniform nicht mehr
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| Den Stahlhelm und das Schießgewehr
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| Und auch nicht in den Kampf hinaus
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| Soldaten woll’n nur eins: Sie woll’n nach Haus
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| An der Grenze die durch Deutschland und Deutschland geht
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| Steht der NVA-Gefreite Jochen M. und steht
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| Und da steht er im Regen, und er steht auf’m Schlauch
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| Und er steht sich die Beine in den volkseig’nen Bauch
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| Und jetzt, wo hier keiner mehr in den Westen abhaut
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| Von drüben keiner kommt und hier den Sozialismus klaut
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| Wo kein Hund mehr nach der Grenze bellt, vergisst der Soldat
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| Ab und zu schon mal den Arbeiter-und-Bauern-Staat
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| Dafür kommt ihm dann die junge Brigadeführerin
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| Aus der LPG «9. |
| November» in den Sinn
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| Und er träumt sich mit ihr an den schönsten Platz der Welt
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| In eine Datsche am Stadtrand von Bitterfeld
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| Alle Soldaten woll’n nach Haus
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| Alle Soldaten woll’n nach Haus
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| Sie woll’n die Uniform nicht mehr
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| Den Stahlhelm und das Schießgewehr
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| Und auch nicht in den Kampf hinaus
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| Soldaten woll’n nur eins: Sie woll’n nach Haus
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| 19 Jahre alt ist Hinnerk Harms aus Leer
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| Er hat anderthalb Jahre Bi-Ba-Bundeswehr
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| Und die sind für ihn wie anderthalb Jahre Knast
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| Es ist bitter zu wissen, was er draußen verpasst
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| Während er hier einen streng geheimen Schlagbaum bewacht
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| Wird da draußen getanzt und geliebt und gelacht
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| Dafür lernt er endlich, wie man in die Pfütze fällt
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| Wie man Männchen macht und Händchen an die Mütze hält
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| Und Hinnerk Harms aus Leer, Ostfriesland, ist total frustiert
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| «Mann, das nervt, zu spür'n wie man hier seine Zeit verliert»
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| Vielleicht in seinem Leben die beste Zeit
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| Für nichts und wieder nichts und Leer, Ostfriesland, ist weit
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| Alle Soldaten woll’n nach Haus
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| Alle Soldaten woll’n nach Haus
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| Sie woll’n die Uniform nicht mehr
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| Den Stahlhelm und das Schießgewehr
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| Und auch nicht in den Kampf hinaus
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| Soldaten woll’n nur eins: Sie woll’n nach Haus
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| Der Präsident will auf dem roten Teppich geh’n
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| Der Kriegsminister eines Tags sein Denkmal seh’n
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| Der Rüstungsbonze will, dass alle Räder roll’n
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| Und jeder von den dreien will, dass die Soldaten das woll’n
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| Aber die das nicht mehr wollen werden jeden Tag mehr
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| Und diese Hoffnung, dieser Traum ist gar nicht so verquer
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| Frank Kowalski nimmt den Ghettoblaster und setzt sich in Marsch
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| Hinnerk Harms schnürt den Persilkarton und sagt: «…», sagt er barsch
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| Jochen M. eilt in die LPG zu seinem Schatz
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| Und meldet sich zum freiwilligen Ernteeinsatz
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| Igor fällt mit einem Stoßseufzer der Pinsel aus der Hand
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| Ja, Freunde, das, das ist der wahre Dienst am Vaterland
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| Alle Soldaten woll’n nach Haus
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| Alle Soldaten woll’n nach Haus
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| Sie woll’n die Uniform nicht mehr
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| Den Stahlhelm und das Schießgewehr
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| Und auch nicht in den Kampf hinaus
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| Alle Soldaten woll’n nach Haus
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| Am liebsten gleich und schnurstracks g’radeaus
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| Soldaten sind, man glaubt es nicht
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| Aufs Sterben gar nicht so erpicht
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| Und auch nicht auf das Feld der Ehre aus
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| Soldaten woll’n nur eins: Sie woll’n nach Haus |