| Oh, tiefe Nacht… wir, sechs dunkle Fürsten, die wir waren
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| Im Prunkgemach von schwerem Samt und blutig roten Farben
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| Das Licht der schweren Kandelaber brach sich zart in schwerem Wein
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| Benetze unsre Augen, die so hungrig mit dem Purpurschein
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| «Oh, schönes Kind… höre nur, der Tod ruft deinen Namen»
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| Der Mond sah bleich auf sie hinab, sie stand am eigenen Grabe
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| «Die Finsternis, sie ruft nach dir, wirst Du ihr wiederstehen?»
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| Mein Ruf erwürgt dein Tageslicht, du wirst es nie mehr sehen
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| Lächelnd sprach die Nacht und schuldig der Blasphemie
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| Des verlangens
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| Verfluchend die Enthaltsamkeit
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| Und ich sah in den kristallenen Spiegeln
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| Den Durst in meinen Augen
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| Besinnliche Momente in der Ahnenbildergalerie
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| Die staub’gen Reihen finsterer Gemälde halb verfault und klamm
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| Dennoch saß das Leben tief in ihren zeitbefall’nen Blicken
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| «Du bist auch ein Wolf, der trotzt der Liebe reißen muß das lamm»
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| Die Abbilder der längst verstorb’nen zogen mich in ihren Bann
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| Der Wein in meinem Blute hauchte ihnen wieder Leben ein
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| Sie wußten, was ich war, ihr Fluch quoll durstig noch in meinen Adern
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| Durst trieb mich nun einmal durchs Treppenhaus von Stein
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| Ich öffnete leiese die kunstvollen Türen
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| Die Schatten empfingen mich als einen der ihren
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| Den Tod in den Augen durch eisigen Regen
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| Schritt ich ihr, deren Ende besiegelt, entgegen
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| Mondlichtdurchsetzt war der Mitternachtsnebel und träumte von Tod und von Leben
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| Liebkoste in naßkalter, böser Umarmung ein Standbild von Nehmen und Geben
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| Jung war das Fleisch, dem dem Tod ich gegeben, ich hielt in den Armen den
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| sterbenden Schmerz
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| Noch immer vermochte ihr süßes Gesicht zu erwärmen mein stetig erkaltendes Herz
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| Und als ich mich all dieser Nächte entsann, da durchfuhr mich ein eisiger
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| Schauer
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| Der Nachgeschmack fremden Blutes, er barg stets ein schweres Armoa von Trauer
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| Doch aufrichtiger Dank und ein stummes Versprechen, ein dem Tod abgerungenes «Ja»
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| Lag jetzt wie ein Siegel erstarrender Hoffnung in ihrem schon leblosen Augenpaar
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| Es reflektierten die blicklosen Blicke
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| Den Durst in meinen Augen |