Die Sonne geht unter und legt noch einmal
|
Ein leichtes Rouge auf das sterbende Tal
|
Überschminkt alle Narben, der flüchtige Schein
|
Vergangener Armut stellt sich wieder ein
|
Ich weiß noch, der Himmel war meistens bedeckt
|
Und die Wälder getränkt von langem, schwerem Regen
|
Und unter uralten Eichen versteckt
|
Herrschten auf stolzen Höfen einsam, abgelegen
|
Bauerngeschlechter, hochfahrend, hart
|
Auch ich habe noch manche Eigenart
|
Beibehalten aus jener Zeit und sei es nur meine Langsamkeit
|
Auch ich stamme aus einem alten Geschlecht
|
Von Leibeigenen, noch mein Vater war Knecht
|
Ein Rebell ohne Bildung und ohne Glück
|
Das gönnte ihm kaum mehr als täglich ein Stück
|
Faden Brot ist gewürzt nur mit seinem Schweiß
|
All seine verbissene Mühe, sie blieb vergebens
|
Doch gaben ihm als Belohnung und Preis
|
Am Ende seines kurzen schweren Lebens
|
Zwei hässliche Engel am Grab das Geleit
|
Die Schwestern Ohnmacht und Bitterkeit
|
Geerbt habe ich nur seine lange Wut, vielleicht auch ein wenig von seinem Mut
|
Es heißt, Arbeit schändet nicht; |
sie tut es doch
|
So stand meine Mutter, ich sehe sie noch
|
In der Hochsommerhitze gebückt auf dem Feld
|
Von Sorgen und schwerer Arbeit entstellt
|
Ich hätte sie später gar reich beschenkt
|
So wie ein Pirat, der von See zurückgekommen
|
Seine Mutter mit Gold und Brillanten behängt
|
Nur hat sie von mir nie etwas angenommen
|
Sie konnte nur geben, ihr Leben lang
|
Nicht nur all die Lieder, die sie für mich sang
|
Auch die, die ich selber schrieb, denke ich mir
|
Und noch schreiben werde — verdanke ich ihr |