| Ein gutes Mädchen lief einst fort,
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| verliess der Kindheit schönen Ort;
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| verliess die Eltern und sogar
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| den Mann, dem sie versprochen war.
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| Vor einem Haus da blieb sie stehn,
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| darinnen war ein Mann zu sehn
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| der Bilder stach in nackte Haut,
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| da rief das gute Mädchen laut:
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| Meister, Meister gib mir Rosen,
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| Rosen auf mein weisses Kleid,
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| stech die Blumen in den blossen
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| unberührten Mädchenleib.
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| 'Diese Rosen kosten Blut',
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| sprach der Meister sanft und gut,
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| 'enden früh dein junges Leben,
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| will dir lieber keine geben.'
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| Doch das Mädchen war vernarrt,
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| hat auf Knien ausgeharrt
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| bis er nicht mehr widerstand
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| und die Nadeln nahm zur Hand.
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| Meister, Meister gib mir Rosen …
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| Und aus seinen tiefen Stichen
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| wuchsen Blätter, wuchsen Blüten,
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| wuchsen unbekannte Schmerzen
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| in dem jungen Mädchenherzen.
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| Später hat man sie gesehn,
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| einsam an den Wassern stehn.
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| Niemals hat man je erfahr’n,
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| welchen Preis der Meister nahm.
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| Meister, Meister gib mir Rosen … |