| Links überm Ohr habe ich eben
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| Mein erstes graues Haar ertappt
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| Mir ist als wär' in meinem Leben
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| Eine Tür lautlos zugeschnappt
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| Hinter der helle Räume liegen
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| Die mir ab heut' verschlossen sind
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| Da gibt es gar nichts dran zu biegen
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| Jetzt bin ich doch ein altes Kind
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| Tja, komisch, ein Dritteljahrhundert
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| War’s braun, nun ist es plötzlich grau
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| Was mich am meisten daran wundert
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| Ich weiß nicht einmal ganz genau
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| Für welchen Kummer, welche Narbe
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| Auf meinem Kopf dies Denkmal steht
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| Ich ahne nur, dass mit der Farbe
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| Auch ein Stück meiner Jugend geht
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| Vom Abschiednehmen mag es kommen
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| Das stets ein wenig Sterben heißt
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| Und ich hab' oft Abschied genommen
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| War stets ein wenig mehr verwaist
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| Vielleicht hab' ich es auch betrunken
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| Doch hellwach aus durchzechter Nacht
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| Als ich im Rausch den Wahrheitsfunken
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| Erkennen konnte, mitgebracht
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| Übers Ohr, wo das Haar gesprossen
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| Hat man mich gern und oft gehau’n
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| Hass und Neid haben mich verdrossen
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| Doch nie genug, um zu ergrau’n
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| Ich hab' ein dickes Fell im Nehmen
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| Nur eignes Unrecht kann mich leicht
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| Nur meine eig’ne Schuld so grämen
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| Dass es für ein graues Haar reicht
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| Das Haar ist da, ich kann es färben
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| Ich kann’s verstecken oder brauch'
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| Nur eine Mütze zu erwerben
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| Und ausreißen kann ich es auch
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| Aber ich muss wohl mit dir leben
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| Außenseiter in meinem Schopf
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| Wenn es sein muss, dann sei mir eben
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| Herzlich willkommen auf meinem Kopf |