| Kati und Sandy aus der zehnten Klasse
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| Im Schulzentrum in der Thälmanstraße
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| Kati haßt deutsch und Sandy Mathematik
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| Und beide stehn auf Rave und Techno, — jede Art von Musik
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| Die gleichen Haare, die gleiche Art sich zu kleiden
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| Die gleichen Löcher in den Jeans, immer zusammen die beiden
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| Zuhaus immer Zoff, zuhaus immer Krach
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| Und ihre Zuflucht ist vom Supermarkt das Parkhausdach
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| Zwischen Fahrstuhl, Müllcontainern und Einkaufswagen
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| Manchmal kann man das Leben nur noch hier oben ertragen
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| Katis Mutter stresst den ganzen Tag für jede Kleinigkeit
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| Sandys Vater hängt im Sofa, schon am Mittag breit
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| Und dann kommen seine fiesen, ekligen Sprüche
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| Und Mutter hört die lustg’en Musikanten in der Küche
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| Manchmal ist alles so sinnlos, hat alles keinen Zweck
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| Manchmal sehnen sich die beiden weit, weit weg
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| Weit weit weg aus diesem Film, raus aus der Kulisse
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| Dem Parkhaus, dem Gestank von Autos und Pisse
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| Und dann läßt Sandy schon mal zwei, drei von den Fläschchen
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| Mitgehn
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| Die im Supermarkt körbeweis vor der Kasse stehn
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| Die, die den lustigen Spaß im Glas verheißen
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| Das reicht dann, um für ein paar Stunden auszureißen
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| Aus der Trostlosigkeit, aus dem Schrott, aus dem Schwund
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| In eine Welt, wie im Werbefernsehn, so schön und so bunt
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| Kati und Sandy, Kati und Sandy
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| Kati kriegt 'ne fünf in Deutsch, ein Heidentheater
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| Und Sandy voll den Streß mit ihrem Vater
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| Der grabscht sie an, der schlägt um sich im Zorn
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| Und Sandy klaut ihm seine Flasche mit dem Apfelkorn
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| Und die Volksmusik spielt, und die Türen knallen
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| Und Sandys Schritte im Treppenhaus hallen
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| Im kahlen Betonschacht noch lange nach
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| Und Kati wartet schon auf sie auf dem Parkhausdach
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| Vor dem Graffiti beim Fahrstuhlhaus zusammengesunken
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| Der Fröhlichmacher ist ausgetrunken
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| Die Flasche rollt und scheppert im Treppenhaus
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| Nein, es führt sie kein Weg aus diesem Elend hier 'raus
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| Da ist keiner, der versucht sich einzuschalten
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| Da ist keiner, der versucht, sie aufzuhalten
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| Da ist auch kein Freund, der sagt: «Komm mit, scheiß egal
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| Was bess’res als keinen Ausweg findest du allemal!»
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| «Wir machen alles zusammen!», haben sie sich geschworen
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| Aneinandergekauert, den Walkman auf den Ohren
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| Und die Nähe und die Wärme der and’ren tut gut
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| Auf dem zugigen Dach, und die Musik macht Mut
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| Und sie halten sich wie Liebende bei den Händen
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| Nur noch einen Schritt und alles wird sich wenden!
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| Und zusammen vom sechsten Parkhausdeck
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| Fliegen die beiden, weit, weit weg …
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| Kati und Sandy |