Ich hielt den Hörer noch in der Hand
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Und als ich noch starr vor Schrecken stand
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Wurde mir erst bewusst, ich hatte soeben
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Mein Einverständnis für eine Homestory gegeben
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Noch klangen unheilschwer die Worte in mir:
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«Wir kommen dann am Dienstag, um viertel vor vier
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Wir halten Sie auch gar nicht auf, nach anderthalb Stunden
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Ist alles im Kasten, wir sind wieder verschwunden
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Wir machen ein paar Fotos von Ihnen, und dann
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Erzähl'n Sie mir, wie das alles begann.»
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Der Dienstag kam, und um die Mittagszeit
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Klingelte es, sie waren zu zweit
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Eine Dame mit dem Blick des Löffeljournalisten
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Ein Fotograf, beladen mit Koffern und Kisten
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«Wir sind wohl etwas früh, bitte stör'n Sie sich nicht
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Hm, da schnuppert hier ja ganz wie mein Lieblingsgericht
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Ich setz' mich zu Ihnen, Sie können unterdessen
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In aller Ruhe zu Ende essen.»
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Ich fragte, ob sie auch was wollten, beide nahmen an
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«Nun erzähl'n Sie mal, wie das alles begann.»
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«Tja, das war so», sagte ich; |
«Stopp mal» rief
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Die Dame, «Herr Schlottke, na los das ist doch ein Motiv
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Sie könnten schon mal das Licht auspacken.»
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Herr Schlottke kaute noch auf beiden Backen
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Begann Stativ und Lampen zu installier’n
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Ohne dabei seinen Teller aus den Augen zu verlier’n
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«Also, gut seh’n Sie nicht aus», sprach die Dame, «vielleicht schminken
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Sie sich noch ein wenig, während wir Kaffee trinken
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Und vielleicht zieh’n Sie sich auch ein bisschen netter an
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Danach erzähl'n Sie mir, wie das alles begann.»
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Als ich wiederkam, war der Cognac niedergemacht
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Meine Frau hatte zum dritten Male Kaffee gebracht
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Der Fotograf nicht faul, in der Rechten ein Stück Kuchen
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Begann für's Licht eine zweite Steckdose zu suchen
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Von der ersten, die er fand, zeugte nur ein schwarzes Loch
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Aus dem es ungeheuer nach verbranntem Kabel roch
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Und gleich danach schlug er behende
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Für die Lampen ein paar Nägel in Türen und Wände
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«Auf ein paar Löcher», sprach die Dame, «kommt's ja wohl nicht an
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Und nun erzähl'n Sie doch mal, wie das alles begann.»
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«Tja, also.», «Richtig» rief sie, «das sagten Sie schon!
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Ach verzeih’n Sie, dürft' ich mal an Ihr Telefon?
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Ich müsste schnell für morgen zwei Termine umbuchen
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Vielleicht könnten Sie schon mal die Vorwahl von Madrid raussuchen.»
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Im Wohnzimmer schrie der Fotograf
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Der beim Nageln auf der Leiter seinen Zeigefinger traf
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Im Fallen muss der den Vorhang noch ergriffen haben
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Denn er lag am Boden, von Gardinen begraben
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Die Dame sprach: «Ich ruf noch rasch zuhause an
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Und dann erzähl'n Sie mir, wie das alles begann.»
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Der Fotograf hatte sich außer Gefecht gesetzt
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Und ich hoffte insgeheim: Vielleicht gehen Sie jetzt
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Dabei hatt' ich nur den alten Grundsatz ganz vergessen:
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Ein Journalist geht niemals vor dem Abendessen!
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Und da saßen sie auch schon, die Serviette vor dem Bauch
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«So ein Arbeitstag macht hungrig, ganz schön durstig macht er auch
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Und wenn Sie zufällig an der Küche vorbeikommen
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Ich hätt' gern noch etwas von der Vorspeise genommen
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Und nach dem Nachtisch setzen wir uns rasch nach nebenan
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Und Sie erzähl'n mir dann, wie das alles begann.»
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Als die Dame aufstand, torkelte sie bereits leicht
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Und hätte fast noch das Sofa erreicht
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Zerbrach dabei jedoch eine antike Vase und lallte:
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«Na, is' ja nich' so schlimm, war ja sowieso 'ne alte.»
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Ein äußerst heft’ger Schluckauf begann sie zu quäl'n
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Zwischendurch versuchte sie, von ihrer Kindheit zu erzähl'n
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Der Fotograf war, wie erwartet, sinnlos betrunken
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Im Sessel röchelnd in Tiefschlaf versunken
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Die Dame sah mich mit glas’gen Walrossaugen an
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Und rülpste: «Nu erzähl'n Sie mal, wie das alles begann.»
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Ich stand auf und trug schon mal die Scherben hinaus
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Löschte leis' den Zigarettenbrand im Sofakissen aus
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Begann die Speisereste vom Teppich zu räumen
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Rief ein Taxi und weckte meine zwei aus ihren Träumen
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Die Redakteurin flüsterte, nach einem Blick zur Uhr:
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«Genug getan für heute, blinder Eifer schadet nur
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Die Story ist ja schon so gut wie fertig, keine Sorgen
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Und Fotos kann ich mir auch aus dem Archiv besorgen.»
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Vier Wochen später las ich in der Illustrierten dann
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Völlig sprachlos, wie das alles begann |