Ich denk‘, ich schreib‘ euch besser schon beizeiten
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Und sag‘ euch heute schon endgültig ab.
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Ihr braucht nicht lange Listen auszubreiten,
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Um zu sehen, dass ich auch zwei Söhne hab‘.
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Ich lieb‘ die beiden, das will ich euch sagen,
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Mehr als mein Leben, als mein Augenlicht,
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Und die, die werden keine Waffen tragen,
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Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht!
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Ich habe sie die Achtung vor dem Leben,
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Vor jeder Kreatur als höchsten Wert,
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Ich habe sie Erbarmen und Vergeben
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Und wo immer es ging, lieben gelehrt.
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Nun werdet ihr sie nicht mit Hass verderben,
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Keine Ziele und keine Ehre, keine Pflicht
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Sind‘s wert, dafür zu töten und zu sterben,
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Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht!
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Ganz sicher nicht für euch hat ihre Mutter
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Sie unter Schmerzen auf die Welt gebracht.
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Nicht für euch und nicht als Kanonenfutter.
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Nicht für euch hab‘ ich manche Fiebernacht
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Verzweifelt an dem kleinen Bett gestanden,
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Und kühlt‘ ein kleines glühendes Gesicht,
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Bis wir in der Erschöpfung Ruhe fanden,
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Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht!
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Sie werden nicht in Reih‘ und Glied marschieren
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Nicht durchhalten, nicht kämpfen bis zuletzt,
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Auf einem gottverlass‘nen Feld erfrieren,
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Während ihr euch in weiche Kissen setzt.
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Die Kinder schützen vor allen Gefahren
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Ist doch meine verdammte Vaterpflicht,
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Und das heißt auch, sie vor euch zu bewahren!
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Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht!
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Ich werde sie den Ungehorsam lehren,
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Den Widerstand und die Unbeugsamkeit,
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Gegen jeden Befehl aufzubegehren
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Und nicht zu buckeln vor der Obrigkeit.
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Ich werd‘ sie lehr‘n, den eig‘nen Weg zu gehen,
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Vor keinem Popanz, keinem Weltgericht,
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Vor keinem als sich selber g‘radzustehen,
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Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht!
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Und eher werde ich mit ihnen fliehen,
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Als dass ihr sie zu euren Knechten macht,
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Eher mit ihnen in die Fremde ziehen,
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In Armut und wie Diebe in der Nacht.
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Wir haben nur dies eine kurze Leben,
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Ich schwör‘s und sag‘s euch g‘rade ins Gesicht,
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Sie werden es für euren Wahn nicht geben,
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Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht! |